Zahnfleischerkrankungen
(Parodontitis / Parodontose)
Unter einer Parodontitis (bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates – Parodontose ist hierfür ein umgangssprachlicher Ausdruck) versteht man eine Erkrankung derjenigen Gewebe, die die Zähne im Kiefer halten. Ein erstes Warnzeichen kann blutendes Zahnfleisch beim Zähneputzen oder beim Essen sein. Dazu kommt oft ein unangenehmer Geschmack im Mund, vor allem nach dem morgendlichen Aufstehen. Diese Blutungen, die häufig auch nur sehr leicht vorkommen können, sowie der schlechte Geschmack sind oft die einzigen für Patienten feststellbaren Hinweise auf zum Teil schon weit vorangeschrittene Zerstörungen des Zahnhalteapparates (klassische Parodontitis).
Die Bedeutung dieser Warnzeichen wird oft unterschätzt, da in der Regel keine Schmerzen auftreten. Daher ist die regelmäßige Kontrolle der Zähne (Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie spätestens alle sechs Monate) so außerordentlich wichtig. In unserer Praxis ist die Früherkennung von Parodontitiden von Anfang an ein integraler Bestandteil, u.a. auch deshalb, weil uns schon immer bewusst war, dass im Erwachsenenalter über 2/3 aller Zähne wegen einer Erkrankung des Zahnhalteapparates verloren gehen.
"Ca. 70% des Zahnverlustes bei Erwachsenen ist auf eine Erkrankung des Zahnhalteapparates zurückzuführen."
Neuere ausführliche wissenschaftliche Studien belegen die engen Zusammenhänge zwischen Zahnfleischentzündungen und Allgemeinerkrankungen, wie z.B. Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen erhöhtes Herzinfarktrisiko, erhöhtes Schlaganfallrisiko, erhöhtes Frühgeburtsrisiko bei Schwangerschaften.
Vor dem Hintergrund, dass ca. 3 von 4 Menschen irgendwann in ihrem Leben an einer Parodontitis erkranken, kommt deshalb der Behandlung von Zahnfleischerkrankungen eine immer größere Bedeutung zu.
Deshalb ist die Parodontitisvorsorge in Form einer regelmäßigen Prophylaxe durch unsere spezialisierten Prophylaxehelferinnen ein Grundpfeiler unseres Behandlungsspektrums.
Behandlungsablauf einer systematischen Parodontalbehandlung
Phase 1: Vorbehandlung
Die Krankheit verläuft sehr individuell. Deshalb führen wir zunächst eine sehr genaue Diagnostik durch. Dabei werden die Zahnfleischtaschen (4 bis maximal 6 Messungen pro Zahn), der Zahnfleischschwund sowie die Zahnlockerung untersucht und im Zusammenhang mit aktuellen Röntgenbildern ausgewertet.
In Einzelfällen werden ergänzende Bakterientests notwendig. Diese umfangreiche Diagnostik erlaubt es uns noch besser, den Zustand und die Behandlungsnotwendigkeit ihres Zahnhalteapparates einzuschätzen, um so eine adäquate Therapie einleiten zu können. Im Anschluss erfolgt grundsätzlich eine professionelle Zahnreinigung (PZR) mit individuellen Mundhygieneinstruktionen.
Phase 2: Hauptbehandlung
Phase 3: Nachbehandlung – Erhaltungsphase
Weiterführende parodontal-chirurgische Maßnahmen
Manchmal sind zur Sicherung eines dauerhaften Behandlungsergebnisses weiterführende parodontalchirurgische Maßnahmen notwendig wie z. B. freie Schleimhauttransplantate, Zahnhalsdeckungen, Prämolarisierungen und Tunnelierungen, um die Wichtigsten zu nennen.
Freies Zahnfleischtransplantat
Unter einem ‘Freien Zahnfleischtransplantat‘ versteht man die Herausnahme eines extrem dünnen Hautstückchens aus dem harten Gaumen mit anschließender Transplantation an den Bestimmungsort zur Wiederherstellung einer stabilen Zone von festem Zahnfleisch. Dies ist ganz besonders wichtig für den Langzeiterfolg bei Implantaten und prothetischen Maßnahmen, wenn diese Stabilisierungszone fehlt.
Seit über 30 Jahren haben wir mit dieser Behandlungsmöglichkeit herausragende, dauerhafte Behandlungserfolge erzielt.
Bindegewebstransplantat
Zahnhalsdeckungen
Oftmals sind freiliegende Zahnhälse sehr empfindlich, kariesanfällig und je nach Lage ästhetisch unbefriedigend. Mittels Bindegewebstransplantaten oder moderner, regenerativer Maßnahmen (z.B. Emdogain) lassen sich die Zahnhälse nahezu vollständig decken.
Prämolarisierung
Weit fortgeschrittenen Zahnfleischerkrankungen sind oftmals mit starkem Knochenabbau verbunden, so dass die Teilungsstellen der Wurzeln frei liegen. Da sie sich kaum reinigen lassen, treten immer wieder Entzündungen des Zahnfleisches auf, die erhebliche Schwellungen und Schmerzen verursachen. Deshalb werden solche Zähne oft entfernt.
In vielen Fällen lassen sich jedoch die Zähne erhalten, indem man den betreffenden Zahn teilt und so der Reinigung zugänglich macht. Oder man entfernt eine Wurzel und lässt die gesunde bestehen, dies wird dann als Hemisektion bezeichnet. Mit dieser Methode konnten wir schon viele „extraktionsreife“ Zähne dauerhaft erhalten.
Tunnelierung
Im Gegensatz zur Prämolarisierung wird die Teilungsstelle der Wurzeln weiter eröffnet und somit zugänglich gemacht, so dass diese dann mit speziellen Bürstchen gereinigt werden kann. Die Abgrenzung von Prämolarisierung zur Tunnelierung ist von der Anatomie des Zahnes und der Erfahrung des Behandlers abhängig.